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Romanzement

Romanzement wurde gegen Ende des 18. Jhdt. entdeckt und ist ein beinahe vergessener historischer Baustoff von europäischer Bedeutung.
Seine Hochkonjunktur erlebte er zwischen 1796 und 1920, bis er in den 20iger Jahren durch den Portlandzement verdrängt wurde. Romanzement ist ein Naturzement und ist mit hochhydraulischem Kalk vergleichbar. Sein Ausgangsmaterial ist Kalksteinmergel. Eines der besten Vorkommen liegt in Schwoich in Tirol, das seit der Jahrhundertwende aus rechtlichen Gründen leider nicht mehr genutzt werden darf. Heute findet man in Europa nur mehr wenige Lagerstätten, eine der bedeutendsten liegt im Raum Cervera in Spanien und auf Mallorca.

Die Entstehung von Romanzement ist einfach: Mergelklumpen werden in einem Niedertemperaturverfahren zwischen 700° und 1200°C in Schachtöfen gebrannt. Der so entstandene Zementklinker wird ohne Löschvorgang zu Pulver vermahlen. Die typischen Farben eines Romanzementes sind Ockertöne von gelbbraun bis rotbraun, Romanzement aus England kann bräunlich sein.
Sollte der Romanzement grau sein, dann handelt es sich nicht mehr um einen typischen Romanzement. Vor allem, wenn bei der Verarbeitung von Romanzement die Beigabe von Zitronensaft empfohlen wird, dann hat dies nichts mehr mit den natürlichen Eigenschaften von Naturzementen zu tun.
Wir verwenden spanischen Romanzement aus Katalonien oder Mallorca, weil dieser in seiner Ursprünglichkeit erhalten geblieben ist und die höchste Qualität aller noch hergestellten Romanzemente aufweist.
Romanzement bindet, sobald er in Verbindung mit Wasser kommt, sehr rasch ab und „schläft“ einige Monate, um dann weiter abzubinden und immer mehr Festigkeit zu erlangen. Laut Experten sollte er seine endgültige Abbindung und Aushärtung erst nach ca. 35 Jahre erreicht sein. Sollten Gusselemente aus Romanzement Frost ausgesetzt sein, dann müssen die Elemente mindestens 4 Monate alt sein.
Die typischen Vorteile des Romanzementes liegen in seiner anfänglich sehr kurzen Abbindezeit und in seiner hohen Kapillarporosität. Dadurch sind Mauersteine und Elemente diffusionsoffen. Die Lebensdauer von Gusselementen aus Romanzement ist wesentlich höher als die bei Elementen aus Portlandzement.

Wir verwenden Romanzement in erster Linie um historische Mauersteine und Abdeckungen wieder herstellen zu können, zum Gießen von Skulpturen und Ornamenten und für Fassaden. Wir führen Romanzement als Handelsware für Restauratoren, die diesen für Fassadenputze gerne verwenden.

Einfriedungsmauer der ÖBB Zentrale Innsbruck
Ein aktuelles Projekt ist die Sanierung einer 136 m langen Mauer mit Säulen aus dem Jahr 1898 der ÖBB Zentrale in Innsbruck. Dabei sollten wir ca. 8000 Stück Mauersteine aus Romanzement in der ursprünglichen Machart wieder erstellen. Ebenso sollten die dazugehörigen Abdeckungen in verschiedenen Formen wieder original hergestellt werden.
Bevor wir jedoch mit einer derartigen Produktion beginnen, recherchieren wir die dazugehörige Geschichte der Mauer, die damalige Produktionsmethode, die verwendeten Materialien und lassen uns die eingesetzten Rohstoffe durch eine Materialexpertise belegen, um so nahe als möglich an das Original heran zu kommen. Aus „Schwoicher Kalkmergel“ brannte die Firma Kink klassischen Romanzement, der in Fässern nach Innsbruck transportiert wurde. Um dasselbe Qualitätsniveau zu erreichen, machten wir mit Dr. Karl Stingl in der Kartause Mauerbach einen Produktevergleich zwischen französischem Romanzement, den „Grenobler“ ( Vicat ) sowie Tigre Zement aus Spanien und stellten erhebliche Qualitätsvorteile zu Gunsten Tigre Zement fest. Der Tigre Zement ist dem „Schwoicher Zement“ gleichzusetzen und so setzten wir diesen Zement für unseren gesamten Auftrag ein.